Nebst den Hauptrichtungen ihres Œvres, den ‚folded stories‘, ist Lavater immer wieder neue Wege gegangen und hat sowohl mit Medium, wie auch mit dem Inhalt experimentiert. So hat sie im Laufe ihrer künstlerischen Laufbahn immer wieder neue Akzente gesetzt, Neues ausprobiert und sich und ihre Kunst über die Jahrzehnte weiterentwickelt. Trotzdem ist sie ihrer künstlerischen Grunduntersuchung im Rahmen des Zeichens und der Überlieferung treu geblieben und hat in diesem Sinne diese Grundelemente von vielen Seiten stetig neu betrachtet.
Wichtig waren ihr der Blick des Künstlers auf unsere Gesellschaft, sowie philosophische und gesellschaftspolitische Fragestellungen. So entstanden Bilder auf Leinwand mit aufgeklebtem Schnürsenkel und Zeitungsausschnitten, Pictogramme auf Papier gedruckt (Nives Verlag) oder Filme, in denen ihre Formen Bewegung annehmen (Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) des Centre Pompidou). Sie kreierte auch ein Pictogramm-Alphabet, mit dem sie Gedichte schreiben konnte. Auch kleine Wandskulpturen mit witzigen Motiven gehörten zu ihrem Inventar.
Ihre Bücher wurden auch als pädagogische Lehrmittel für Kinder eingesetzt, die diese Geschichten weiterzeichnen und auch ihre eigenen Geschichten ausdenken konnten.
Paper Art
Anfang der 1970er-Jahre begann Lavater mit handgeschöpftem Papier zu experimentieren. Das Werk „Dialogue“ beispielsweise entstand als Projekt für die erste Papier-Biennale am Leopold-Hoesch-Museum in Düren 1986. Die Skulpturen formte Warja Lavater aus Papiermasse, sie war dafür in François Lafranca‘s Papiermühle bei Locarno zu Gast. Mit „Dialogue“ erschloss sich Lavater ein neues künstlerisches Medium, nämlich das der Papierkunst/Paper Art und sie blieb dennoch ihren Künstlerbüchern konzeptuell treu. Den Papierbögen, die wie aufgeklappte überdimensionale Buchrücken aussehen, fügte sie Löcher und Risse zu und färbte sie teilweise schwarz. Sie nannte dieses und andere Paper Art Werke „livres sculptés“.