Warja Lavater und Gottfried Honegger gründeten 1937 das Atelier Honegger und Lavater. Ihre erste Geschäftsadresse war an der Stockerstrasse in Zürich. Anfänglich waren die Aufträge vor allem Werbeplakate für Restaurants und Coiffeure Salons. Honegger kümmerte sich um die Aufträge und Lavater besorgte die grafische Gestaltung. Immer besser fassten die beiden Fuß und erhielten Aufträge von größeren Firmen wie PKZ, Grieder, Bally und Geigy. Durch den Emblem-Entwurf für die Schweizerische Landesausstellung 1939 und das Logo für den Schweizerischen Bankverein (heute UBS) gelang es ihnen, sich im Raum Zürich zu etablieren. Nach einem gemeinsamen Aufenthalt in Paris im Winter 1938 verlobte sich das Paar und heiratete am 21. Juni 1940; das Atelier hieß fortan Honegger-Lavater. 1943 und 1944 wurden die Töchter Bettina und Cornelia geboren.
Nach dem Krieg bezog die Familie eine Zehn-Zimmer-Wohnung an der Kirchgasse 50 mitten in der Altstadt von Zürich. Es war nicht nur der neue Arbeitsort des inzwischen arrivierten Grafiker-Paars, sondern auch ein Ort des intensiven sozialen Austausches, ein Treffpunkt für Intellektuelle und Künstler aus ganz Europa. Neben hier ansässigen Künstlern wie Max Bill, Max Frisch, Emil Oprecht oder Robert Gessner sind auch Benjamin Britten, Richard Hülsenbeck und viele mehr zu nennen. Von 1944 bis 1958 leitete Warja die Redaktion und die Gestaltung der Kinder- und Jugendzeitschrift Jugendwoche. Sie machte aus einer umständlich großen Zeitung ein handliches kleines Magazin, wegweisend für zukünftige Medien. Um sich im Zeichnen zu üben, ging sie regelmäßig in die Proben des Schauspielhauses. In dieser Zeit hatte sie verschiedene Aufträge, die sie auch Zweck Studien ins Ausland führten. 1949 erschien das erste Kinderbuch „Sandy und die Kinder".
Saffa 1958
Warja Lavater bekam vom Frauenbüro der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit einen Auftrag. Sie sollte „allgemeinverständliche ideale Gedanken” der Saffa „visualisier[en]”. Was waren die „idealen Gedanken”, die „hinter” dem Groß Projekt standen? Warja Lavater formulierte diese rückblickend wie folgt:
„Die Saffa war die zweite große Ausstellung, an der die Frauen gesamthaft schweizerisch ihre Forderung nach dem Frauen-, Wahl- und Stimmrecht stellten (13 Jahre nach Kriegsende). Die erste Saffa-Ausstellung war 1928. Im 2. Weltkrieg hatten die Frauen eine eminente Rolle getragen: die vielen Männer im Aktivdienst zu ersetzen und die strengen Voraussetzungen diszipliniert zu erfüllen. Der Moment schien gekommen um Forderungen zu stellen.” (Quelle: Arbeitsprotokolle, 1984)
Zusammen mit der Theologin und Feministin Marga Bührig (1915-2002) wählte Lavater 19 Portraits historische Frauenfiguren aus 10 Jahrhunderten aus, wie beispielsweise die Märtyrerin Wiborada von St. Gallen, die Inselspital-Stifterin Anna Seiler von Bern oder die Karikaturistin Barbara Bansi aus dem Engadin. Bührig schrieb die Texte zu den Darstellungen, die die Eingangsstraße, „Die Linie“ zum Ausstellungsgelände säumten. Lavater malte zehn Tafeln, die 4 x 10m groß waren.
Die Kleidung entsprach der Mode des jeweiligen Jahrhunderts und jede Frau trug ein Emblem ähnliches Zeichen, das ihre gesellschaftliche Funktion spiegelte. So symbolisierte beispielsweise das rundliche Gefäß in Barbara von Rolls Hand ihre Tätigkeit als Heilerin und Pflegerin.
Retrospektiv kann „Die Linie“ als moderne und feministische Interpretation historisierender Darstellungen – die seit der Jahrhundertwende an Landesausstellungen in der Schweiz üblich waren – gewertet werden. In den Texten betonte es den gleichberechtigten, wenn auch nicht immer sichtbaren „Beitrag der Frauen an Geschehen und Gestaltung” ihrer Zeit.
Rauminstallationen
Das Prinzip der abstrakten visuellen Zeichensprache benutzte Lavater auch in ihren Kunst-am-Bau-Werken für die Wasserversorgung Zürich in den 1970er- und 1980er- Jahren. Es entstanden vier Keramik-Arbeiten für unterschiedliche Standorte. Mit ihren abstrakten Zeichen veranschaulichte sie den Wasserkreislauf an den Wandmosaiken für das Wasserreservoir Strickhof (1971/72) und für das Ventilwerk an der Hubenstrasse (1984/85) in Schwamendingen. Auch in ihren Rauminstallation für das Wasserschloss Gontenbach im Wildpark Langenberg (1974/75) und für das Grundwasserwerk Hardhof (1980/81) verwendete sie Kreise, Halbkreise, Quadrate und wellenförmige Linien. Die Installation Hardhof ist die ästhetisch und konzeptuell überzeugendste Arbeit. Das Wandmosaik wurde durch eine farbige Lichtshow, Klänge sowie die rezitierende Stimme von Jean Pierre Gerwig in Szene gesetzt. Es thematisierte nicht nur die Gewinnung von, sondern auch das Lebenselement Wasser, ohne kein Leben möglich wären.
Leider ist das 1981 erbaute Verteilzentrum von den industriellen Betrieben 2002/03 abgestellt worden. So ist auch Lavaters Kunstinstallation nicht mehr zugänglich. Es liegt an der Politik, sich der Sanierung anzunehmen, um diese ästhetisch herausragende und eine der ersten Kunstinstallationen in der Stadt Zürich zugänglich zu machen. Wie sehr das Werk dem damaligen Direktor Marteen Schalekamp gefiel, lässt sich aus seinem Brief vom 13. Oktober 1981 herauslesen: „Ich bin überzeugt, dass Ihnen hier ein künstlerisches Werk gelungen ist, welches das Interesse der Bevölkerung finden wird. Dass der Mensch vermehrt Zugang zu seinem „Lebenselement Wasser” haben wird.”